Sie waren Boss? Jetzt sind Sie Coach!
Leadership auf Distanz
90 % der Projektteams arbeiten seit der Pandemie in Homeoffice-Situationen. Fast 80 % der Manager/innen leiten nun einen oder mehrere Arbeitnehmer/innen an dislozierten Standorten. „Management by walking around“ funktioniert nicht, wenn Sie in Salzburg sind und ein Teil Ihres Teams ist in Wien oder Hamburg.
Menschen zu führen ist schon schwierig genug, wenn alle am selben Standort sind. Führung fordert Maßnahmen, die dazu führen, Ziele zu identifizieren und zu erreichen und Ergebnisse zu erzielen. Führen fordert „Vision, Einfluss, Richtung und Entwicklung“, auch bei physisch nicht anwesenden Mitarbeitern. Es stellt sich die Frage, was Führungskräfte schon immer effektiv gemacht hat.
Führung auf Distanz bedeutet anders führen. Und stellen wir gleich ganz deutlich fest: Mit E-Mails können Sie keinesfalls führen. Greifen Sie zumindest zum Telefon, noch besser, setzen Sie ohne viel Aufwand einen Microsoft Teams Call oder einen Zoom Call an und treffen Sie sich online. Interagieren, ohne sich jemals von Angesicht zu Angesicht getroffen zu haben, kann klare Kommunikation behindern, muss es aber nicht. Beide Parteien werden das Fehlen von Gesichtszügen vermissen und die tonalen Feinheiten sind nicht mehr dieselben. Aber dazu gibt es eine Lösung: Virtuell treffen oder ganz viel telefonieren und das Vereinbarte gleich in Protokollen knapp festhalten. Viel Lachen und für hohe Motivation sorgen.
Die Grundprinzipien des Führens ändern sich nicht, ebenso wenig wie die Notwendigkeit, solide Arbeitsbeziehungen aufzubauen. Leader benötigen die Bereitschaft, neue Technologien anzunehmen und sie zu akzeptieren. Sie müssen in der Anwendung neuer Kommunikationstechnologie geübt werden.
Führung auf Distanz bedeutet in erster Linie die Fokussierung auf Ergebnisse. Die physische Isolation der Arbeitnehmer sollten Sie stets vor Augen haben. Die Beziehungspflege nimmt einen wesentlich höheren Stellenwert ein. Die Konzentration auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter/innen schafft und erhält Vertrauen, fördert Beziehungen, und sichert das Engagement der Teammitglieder.
Kommunizieren Sie Ihre Unternehmensziele und Ihre Teamziele viel klarer und viel häufiger als bisher. Geben Sie ihren Mitarbeiter/innen auch den notwendigen Kontext, warum die formulierten Ziele für sie persönlich und für die Firma vorteilhaft und anstrebenswert sind. Betonen Sie die Verantwortung der Mitarbeiter/innen, die definierten Ziele auch zu erreichen und achten Sie auf die tatsächliche Erreichbarkeit von Zielen. Messbare Ziele sind leichter zu erreichen. Ihre Mitarbeiter/innen haben immer wohlwollende Absichten, selbst wenn sie Fehler machen, vertrauen Sie Ihnen.
Ihre Interaktionen auf Distanz müssen echte Zwei-Weg-Gespräche sein. Sie können nicht coachen, wenn Sie nur reden. Hören Sie daher gut zu. Bringen Sie Struktur in Ihre Telefongespräche. Zwingen Sie keinen einheitlichen Interaktions-, Kommunikations- oder Führungsstil auf. Jeder will und muss individuell geführt werden. Organisieren Sie reibungslose Datenflüsse und Arbeitsabläufe. Stellen Sie sicher, dass sich alle als Teil der Vision des Unternehmens fühlen. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter/innen direkt, wie sie möchten, dass Sie mit ihnen zusammenarbeiten und welche Art von Unterstützung sie benötigen. Führen bekommt eine neue Rolle: Die des Coaches, der Ziele setzt und visionär die Richtung aufzeigt. Führen wird zum Coaching von Menschen, um allgemein akzeptierte Ziele so effizient und effektiv wie möglich zu erreichen.